Sonntag, 23. Juli 2017

Neue Geburtsurkunde ohne "Israel"

Geburtsurkunde aus 2017.
Ende Juni 2017 war es endlich soweit: Hans Kychenthal hat eine neue Geburtsurkunde. Diese enthält nur seinen Familiennamen (Kychenthal) und den Vornamen (Hans), den seine Eltern für ihn vor 81 Jahren ausgewählt hatten.
Ausgestellt wurde die neue Urkunde vom zuständigen Standesamt in Hamburg-Eimsbüttel.
Bisher war Hans nur im Besitz einer im Jahr 1939 ausgestellten Geburtsurkunde, die zusätzlich den zwangsweise von den Nazis eingefügten Vornamen "Israel" enthielt.
Dieses Dokument hatten seine Eltern Anfang 1939 für Hans beantragen müssen, damit die Familie überhaupt Visumanträge zur Ausreise aus Deutschland stellen konnte. Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen gelang es den Kychenthals schließlich ein Visum für Chile zu erlangen. Die Flucht glückte mit einem der letzten Schiffe aus Europa nach Südamarika im Oktober 1939.

Geburtsurkunde aus 1939



 Grundlage für den staatlich erzwungenen zusätzlichen Vornamen "Israel" war ein Gesetz aus dem Sommer 1938. Die "Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen" vom 17. August 1938 (RGBl I, 1044) wollte jüdische Deutsche bereits anhand ihrer Vornamen sofort kenntlich machen. Wenn sie nicht bereits einen jüdischen Vornamen trugen, der "im deutschen Volk als typisch angesehen" wurde, mussten alle in Deutschland lebenden Juden vom Januar 1939 an zusätzlich den Vornamen "Israel" oder "Sara" annehmen.
Auch in die Reisedokumente von Hans Eltern wurden 1939 diese beiden zusätzlichen Vornamen eingefügt.

Hans freut sich nach eigenen Worten sehr über seine neue Geburtsurkunde. Als ich ihn fragte, ob ich diese beiden persönlichen Dokumente hier auf kychenthal.de veröffentlichen darf, schrieb er: "No problem, ... it is only the truth."

Montag, 17. Juli 2017

Treffen in Berlin

Treffen mit Hans Kychenthal und seiner Frau in Berlin.
Für einige Tage aus dem chilenischen Winter in den regennaßen deutschen Sommer: Hans Kychenthal und seine Frau haben Ende Juni 2017 für einige Tage Europa besucht. Grund waren verschiedene Familientreffen in Berlin, Paris und Brüssel. Ich hatte in Berlin ein spannendes Gespräch mit den beiden. Zusätzlich konnte ich Hans mit seiner neuen Geburtsurkunde überraschen. Er hatte sich eine richtige Geburtsurkunde ohne den zwangsweise eingefügten Zusatznamen "Israel" gewünscht. Ein Dankeschön dafür geht an das zuständige Standesamt in Hamburg für die blitzschnelle Ausstellung der Urkunde.

Freitag, 7. Juli 2017

Hinter Schweriner Fassaden

Das Monatsmagazin "SCHWERINlive" hat in seiner März-Ausgabe 2017 die Geschichte der beiden Häuser "Am Markt 4/5" vorgestellt. In diesen Gebäuden befand sich bis 1939 das Kaufhaus Kychenthal. Die redaktionelle Vorstellung und der Verweis auf meinen Blog freuen mich sehr.

Hier gibt es die März-Ausgabe 2017 als PDF zum Runterladen auf der Website von SCHWERINlive.

Im Text habe ich kleinere redaktionelle Unschärfen zur Familie Kychenthal (Flucht mit "Söhnen und Enkeln" nach Chile, bzw. Angabe von Valparaiso als heutigem Wohnnort von Hans Kychenthal) gefunden. Im Radio würde man sagen, das "versendet sich...".

Um es kurz richtig zu stellen: Hans ist zu seinem Leidwesen immer Einzelkind geblieben und er wohnt seit vielen Jahren in Santiago de Chile.