Dienstag, 29. Oktober 2019

Vortrag "Die Erben der Arisierung"

Vom Umgang heutiger Eigentümer mittelständischer Familienunternehmen mit der NS-Vergangenheit ihrer Firmen und Familien berichtet der Journalist Armin H. Flesch in einem Vortrag in Schwerin. Dieser findet am Dienstag, 29. Oktober 2019, 19 Uhr im Schleswig-Holstein-Haus statt (Puschkinstraße 12, 19055 Schwerin). Ich werde mit dabei sein und hier in der abschließenden Diskussion zu Schweriner Arisierungen Fragen beantworten. Veranstalter ist die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Schwerin e.V.

Samstag, 29. Dezember 2018

Dokumente der Familie digitalisiert

 Hans Kychenthal zusammen mit Judith Riquelme Rios, der Direktorin der der Fundación para la Preservación de la Memoria Judía.
In Zusammenarbeit mit der "Fundación para la Preservación de la Memoria Judía" hat Hans Kychenthal in diesem Jahr fast die gesamten Dokumente seiner Familie digitalisieren lassen. Dazu gehören mehrere tausend Seiten privater Briefe, Geschäftsunterlagen des Kaufhauses Kychenthal und hunderte Fotos. Auch die Originalakten hat die Organisation übernommen und eingelagert. Ich habe mir das im Dezember 2018 bei einem Besuch in Santiago de Chile angeschaut und war beeindruckt.

Die Dokumente wurden eingelagert, einige werden auch zuvor fachgerecht restauriert.


Dienstag, 13. November 2018

Mehr als 300 Menschen sind am 8. November zur Gedenkveranstaltung gekommen


Schwerin, 8. November 2018.
Das hat mich vor einigen Tagen sehr gefreut: Mehr als 300 Menschen sind am 8. November 2018 in Schwerin zur Mahn- und Gedenkstunde an die Pogromnacht 1938 gekommen. Auch mit dabei war Rabbi William Wolff. Sein lebensfroher und auch weiser Rat lautete: "Wir müssen uns umeinander kümmern". In den weiteren Ansprachen wurde auch an die Familie Kychenthal erinnert. Ihr Kaufhaus und die Privaträume der Familie am Schweiner Marktplatz wurden in der Pogromnacht 1938 von Mitgliedern der Schweriner SA verwüstet.

Freitag, 12. Oktober 2018

Andrés Kychenthal in Schwerin

Dr. Andres Kychenthal vor dem ehemaligen Kaufhaus am Marktplatz.
Im September 2018 kam Dr. Andres Kychenthal zu einem Kurzbesuch nach Schwerin. Das hat mich sehr gefreut. Er ist einer der zwei Söhne von Hans Kychenthal. Hauptgrund für Andres Schwerin-Besuch waren die Stolpersteine für seine Familienangehörigen am Eingang des ehemaligen Kaufhauses auf dem Schweriner Marktplatz.
Zusammen mit Andres besuchte ich auch die Synagoge in Schwerin und den jüdischen Friedhof. Im Stadtarchiv sahen wir uns zusammen mit dem Leiter des Archives Dr. Bernd Kasten zahlreiche Originaldokumente zur Geschichte des Kaufhauses Kychenthal an. Sogar Lars Tietje, der Intendant des Schweriner Staatstheaters empfing uns kurzfristig. Er zeigte uns den Ehrensitz für Familie Kychenthal im Theater. Gleichzeitig lud er Andres herzlich ein, bei seinem nächsten Besuch in Schwerin zu einer Vorstellung zu kommen. Natürlich war auch Zeit für einen Besuch des ehemaligen Kaufhauses: per Kaffeepause in der Rösterei Fuchs.



Mit Intendant Lars Tietje (stehend in der
Mitte) im Staatstheater. 
  
Besuch in der Schweriner Synagoge


Dr. Bernd Kasten zeigt Original-
dokumente im Stadtarchiv Schwerin.
Ehrensitz im Staatstheater.

Freitag, 26. Januar 2018

Jüdische Allgemeine berichtet über Schulprojekt

Über das von Lehrern initiierte Schulprojekt zu jüdischen Persönlichkeiten in Mecklenburg-Vorpommern hat jetzt im Januar die Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine" (Ausgabe 2/2018) berichtet. In einem fast ganzseitigen Artikel wird das Projekt vorgestellt.
Unter anderem schreibt der Autor Axel Seitz über die Gründe für das Projekt: "Durch dieses Schulprojekt kann das Leben von (...) Juden aus Mecklenburg und Vorpommern jederzeit weitererzählt werden und bleibt zugleich vor dem Vergessen bewahrt."
Hier kann man den Artikel lesen:
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/30550/highlight/kychenthal


Donnerstag, 28. Dezember 2017

Staatsangehörigkeitsausweis für Hans

Ab sofort ist Hans Kychenthal wieder offiziell "Deutscher". Das Bundesverwaltungsamt in Köln hat ihm auf Antrag jetzt im Dezember 2017 einen Staatsangehörigkeitsausweis ausgestellt.
Damit wird amtlich bestätigt, dass er eine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Das Anerkennungsverfahren habe ich seit Mitte 2017 im Auftrag von Hans bei der Bundesbehörde betrieben.
Bereits seit 78 Jahren lebt Hans Kychenthal in Chile, eine chilenische Staatsbürgerschaft hat er aber nicht. Seit ihrer Einwandung im Jahr 1939 wurde die Familie Kychenthal in Chile nur "geduldet". Auch Hans lebte bis heute nur mit einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis in Chile. Nach der Ausstellung einer neuen Geburtsurkunde war ihm auch der amtliche Nachweis der deutschen Staatsbürgerschaft wichtig. Diese offizielle Bestätigung ist für ihn so etwas wie ein vorfristiges Geburtstagsgeschenk.
Ob ich ihm die Original-Urkunde per Einschreiben schicke - oder vielleicht im Jahr 2018 persönlich vorbeibringe, das werden wir in den nächsten Wochen klären.  

Donnerstag, 23. November 2017

Familie Kychenthal als Schulprojekt

Wie haben Juden vor der Machtergreifung von Hitler in Mecklenburg und Vorpommern gelebt? Um dies Kindern und Jugendlichen im Unterricht besser nahezubringen, hat eine Gruppe von Lehrern aus ganz Mecklenburg-Vorpommern ausgewählte Biografien von Juden nachgezeichnet und als Schulmaterial didaktisch aufbereitet. Am 17. November 2017 wurde das Unterrichtsmaterial im Schweriner Bildungsministerium vorgestellt. Neben großen Bannern entstanden altersgerechte Texte, Fotokarten und ein Begleitheft für Lehrer. Schulen in Mecklenburg-Vorpommern können sich diese Materialien ab sofort für Projekttage ausleihen.
Auch die Biografie von Ludwig Kychenthal ist im Schulmaterial enthalten. Die Texte dafür wurden von Cony Tänzer passend für das Projekt geschrieben. Es hat mich sehr gefreut, dass ich sie dabei inhaltlich und mit Fotomaterial unterstützen konnte.
Lehrerin Cony Tänzer vor dem Banner, auf dem das Kaufhaus Kychenthal im Jahr 1905 zu sehen ist.
Die erstellten Schulmaterialien: Biografien für Grund- und Oberstufe, Fotos und Lehrerbegleitheft

Die Projektgruppe "Eine jüdische Straße - Jüdische Biografien in Mecklenburg und Vorpommern"

Als Motivation für ihr Projekt schreiben die beteiligten Lehrer unter anderem dies:

"Unseren Schülern sind Juden bisher wohl eher als eine (einheitliche) Gruppe von Opfern des Nationalsozialismus bekannt. Dabei bleiben die Menschen oft gesichtslos. Das wollen wir mit unserem Schulmaterial ändern, indem wir ihnen „Gesichter“ geben, unterschiedliche jüdische Identitäten aufzeigen und einen Beitrag dazu leisten, „die Juden“ und „das jüdische Leben“ differenzierter zu betrachten. Wie schwierig es manchmal ist, geschichtliche Vielfalt heute noch aufleben zu lassen, wurde uns in der Recherche und Bearbeitung unseres Materials sehr deutlich. Nicht alle sozialen Gruppen und Schichten haben im gleichen Maß schriftliche Zeugnisse oder gar Autobiografien hinterlassen.Dieses Projektergebnis soll den Schulen unseres Bundeslandes die Möglichkeit bieten, den Schülerinnen und Schülern die regionale Geschichte näher zu  bringen. Die Schüler sollen auf eine Entdeckungsreise innerhalb der Geschichte ihres Bundeslandes gehen."

Auch der NDR-Hörfunk hat inzwischen über das Projekt berichtet. Hier geht es zum entsprechenden Radiobeitrag

Das Projekt "Jüdische Biografien in Mecklenburg und Vorpommern" wurde finanziell unterstützt durch Yad Vashem - The International School for Holocaust Studies, das ICHEIC Program for Holocaust Education in Europe und das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern.

Freitag, 8. September 2017

Interview für das Magazin "La Palabra Israelita"

In einem langen Interview hat Hans Kychenthal sehr persönlich erstmals in der chilenischen Presse über die Geschichte seiner Familie berichtet. Die diesjährige August-Ausgabe von "La Palabra Israelita", die gedruckt und online erscheint, berichtet auch über die Entstehungsgeschichte der NDR-Fernsehdokumentation "Kychenthals Rückkehr". Hier ist der Link zum Artikel.
Online-Ausgabe von "La Palabra Israelita"




Sonntag, 23. Juli 2017

Neue Geburtsurkunde ohne "Israel"

Geburtsurkunde aus 2017.
Ende Juni 2017 war es endlich soweit: Hans Kychenthal hat eine neue Geburtsurkunde. Diese enthält nur seinen Familiennamen (Kychenthal) und den Vornamen (Hans), den seine Eltern für ihn vor 81 Jahren ausgewählt hatten.
Ausgestellt wurde die neue Urkunde vom zuständigen Standesamt in Hamburg-Eimsbüttel.
Bisher war Hans nur im Besitz einer im Jahr 1939 ausgestellten Geburtsurkunde, die zusätzlich den zwangsweise von den Nazis eingefügten Vornamen "Israel" enthielt.
Dieses Dokument hatten seine Eltern Anfang 1939 für Hans beantragen müssen, damit die Familie überhaupt Visumanträge zur Ausreise aus Deutschland stellen konnte. Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen gelang es den Kychenthals schließlich ein Visum für Chile zu erlangen. Die Flucht glückte mit einem der letzten Schiffe aus Europa nach Südamarika im Oktober 1939.

Geburtsurkunde aus 1939



 Grundlage für den staatlich erzwungenen zusätzlichen Vornamen "Israel" war ein Gesetz aus dem Sommer 1938. Die "Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen" vom 17. August 1938 (RGBl I, 1044) wollte jüdische Deutsche bereits anhand ihrer Vornamen sofort kenntlich machen. Wenn sie nicht bereits einen jüdischen Vornamen trugen, der "im deutschen Volk als typisch angesehen" wurde, mussten alle in Deutschland lebenden Juden vom Januar 1939 an zusätzlich den Vornamen "Israel" oder "Sara" annehmen.
Auch in die Reisedokumente von Hans Eltern wurden 1939 diese beiden zusätzlichen Vornamen eingefügt.

Hans freut sich nach eigenen Worten sehr über seine neue Geburtsurkunde. Als ich ihn fragte, ob ich diese beiden persönlichen Dokumente hier auf kychenthal.de veröffentlichen darf, schrieb er: "No problem, ... it is only the truth."

Montag, 17. Juli 2017

Treffen in Berlin

Treffen mit Hans Kychenthal und seiner Frau in Berlin.
Für einige Tage aus dem chilenischen Winter in den regennaßen deutschen Sommer: Hans Kychenthal und seine Frau haben Ende Juni 2017 für einige Tage Europa besucht. Grund waren verschiedene Familientreffen in Berlin, Paris und Brüssel. Ich hatte in Berlin ein spannendes Gespräch mit den beiden. Zusätzlich konnte ich Hans mit seiner neuen Geburtsurkunde überraschen. Er hatte sich eine richtige Geburtsurkunde ohne den zwangsweise eingefügten Zusatznamen "Israel" gewünscht. Ein Dankeschön dafür geht an das zuständige Standesamt in Hamburg für die blitzschnelle Ausstellung der Urkunde.