Ab sofort ist Hans Kychenthal wieder offiziell "Deutscher". Das Bundesverwaltungsamt in Köln hat ihm auf Antrag jetzt im Dezember 2017 einen Staatsangehörigkeitsausweis ausgestellt.
Damit wird amtlich bestätigt, dass er eine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Das Anerkennungsverfahren habe ich seit Mitte 2017 im Auftrag von Hans bei der Bundesbehörde betrieben.
Bereits seit 78 Jahren lebt Hans Kychenthal in Chile, eine chilenische Staatsbürgerschaft hat er aber nicht. Seit ihrer Einwandung im Jahr 1939 wurde die Familie Kychenthal in Chile nur "geduldet". Auch Hans lebte bis heute nur mit einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis in Chile. Nach der Ausstellung einer neuen Geburtsurkunde war ihm auch der amtliche Nachweis der deutschen Staatsbürgerschaft wichtig. Diese offizielle Bestätigung ist für ihn so etwas wie ein vorfristiges Geburtstagsgeschenk.
Ob ich ihm die Original-Urkunde per Einschreiben schicke - oder vielleicht im Jahr 2018 persönlich vorbeibringe, das werden wir in den nächsten Wochen klären.
Donnerstag, 28. Dezember 2017
Donnerstag, 23. November 2017
Familie Kychenthal als Schulprojekt
Wie haben Juden vor der Machtergreifung von Hitler in Mecklenburg und Vorpommern gelebt? Um dies Kindern und Jugendlichen im Unterricht besser nahezubringen, hat eine Gruppe von Lehrern aus ganz Mecklenburg-Vorpommern ausgewählte Biografien von Juden
nachgezeichnet und als Schulmaterial didaktisch aufbereitet. Am 17. November 2017 wurde das Unterrichtsmaterial im Schweriner Bildungsministerium vorgestellt. Neben großen Bannern entstanden altersgerechte Texte, Fotokarten und ein Begleitheft für Lehrer. Schulen in Mecklenburg-Vorpommern können sich diese Materialien ab sofort für Projekttage ausleihen.
Auch die Biografie von Ludwig Kychenthal ist im Schulmaterial enthalten. Die Texte dafür wurden von Cony Tänzer passend für das Projekt geschrieben. Es hat mich sehr gefreut, dass ich sie dabei inhaltlich und mit Fotomaterial unterstützen konnte.
Als Motivation für ihr Projekt schreiben die beteiligten Lehrer unter anderem dies:
Das Projekt "Jüdische Biografien in Mecklenburg und Vorpommern" wurde finanziell unterstützt durch Yad Vashem - The International School for Holocaust Studies, das ICHEIC Program for Holocaust Education in Europe und das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern.
Auch die Biografie von Ludwig Kychenthal ist im Schulmaterial enthalten. Die Texte dafür wurden von Cony Tänzer passend für das Projekt geschrieben. Es hat mich sehr gefreut, dass ich sie dabei inhaltlich und mit Fotomaterial unterstützen konnte.
Lehrerin Cony Tänzer vor dem Banner, auf dem das Kaufhaus Kychenthal im Jahr 1905 zu sehen ist. |
Die erstellten Schulmaterialien: Biografien für Grund- und Oberstufe, Fotos und Lehrerbegleitheft |
Die Projektgruppe "Eine jüdische Straße - Jüdische Biografien in Mecklenburg und Vorpommern" |
Als Motivation für ihr Projekt schreiben die beteiligten Lehrer unter anderem dies:
"Unseren
Schülern sind Juden bisher wohl eher als eine (einheitliche) Gruppe von
Opfern des Nationalsozialismus bekannt. Dabei bleiben die Menschen oft
gesichtslos. Das wollen wir mit unserem Schulmaterial ändern, indem wir
ihnen „Gesichter“ geben, unterschiedliche jüdische Identitäten aufzeigen
und einen Beitrag dazu leisten, „die Juden“ und „das jüdische Leben“
differenzierter zu betrachten. Wie schwierig es manchmal ist,
geschichtliche Vielfalt heute noch aufleben zu lassen, wurde uns in der
Recherche und Bearbeitung unseres Materials sehr deutlich. Nicht alle
sozialen Gruppen und Schichten haben im gleichen Maß schriftliche
Zeugnisse oder gar Autobiografien hinterlassen.Dieses
Projektergebnis soll den Schulen unseres Bundeslandes die Möglichkeit
bieten, den Schülerinnen und Schülern die regionale Geschichte näher zu
bringen. Die Schüler sollen auf eine Entdeckungsreise innerhalb der
Geschichte ihres Bundeslandes gehen."
Auch der NDR-Hörfunk hat inzwischen über das Projekt berichtet. Hier geht es zum entsprechenden Radiobeitrag.
Freitag, 8. September 2017
Interview für das Magazin "La Palabra Israelita"
In einem langen Interview hat Hans Kychenthal sehr persönlich erstmals in der chilenischen Presse über die Geschichte seiner Familie berichtet. Die diesjährige August-Ausgabe von "La Palabra Israelita", die gedruckt und online erscheint, berichtet auch über die Entstehungsgeschichte der NDR-Fernsehdokumentation "Kychenthals Rückkehr". Hier ist der Link zum Artikel.
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Online-Ausgabe von "La Palabra Israelita" |
Sonntag, 23. Juli 2017
Neue Geburtsurkunde ohne "Israel"
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Geburtsurkunde aus 2017. |
Ausgestellt wurde die neue Urkunde vom zuständigen Standesamt in Hamburg-Eimsbüttel.
Bisher war Hans nur im Besitz einer im Jahr 1939 ausgestellten Geburtsurkunde, die zusätzlich den zwangsweise von den Nazis eingefügten Vornamen "Israel" enthielt.
Dieses Dokument hatten seine Eltern Anfang 1939 für Hans beantragen müssen, damit die Familie überhaupt Visumanträge zur Ausreise aus Deutschland stellen konnte. Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen gelang es den Kychenthals schließlich ein Visum für Chile zu erlangen. Die Flucht glückte mit einem der letzten Schiffe aus Europa nach Südamarika im Oktober 1939.
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Geburtsurkunde aus 1939 |
Auch in die Reisedokumente von Hans Eltern wurden 1939 diese beiden zusätzlichen Vornamen eingefügt.
Hans freut sich nach eigenen Worten sehr über seine neue Geburtsurkunde. Als ich ihn fragte, ob ich diese beiden persönlichen Dokumente hier auf kychenthal.de veröffentlichen darf, schrieb er: "No problem, ... it is only the truth."
Montag, 17. Juli 2017
Treffen in Berlin
Treffen mit Hans Kychenthal und seiner Frau in Berlin. |
Freitag, 7. Juli 2017
Hinter Schweriner Fassaden
Das Monatsmagazin "SCHWERINlive" hat in seiner März-Ausgabe 2017 die Geschichte der beiden Häuser "Am Markt 4/5" vorgestellt. In diesen Gebäuden befand sich bis 1939 das Kaufhaus Kychenthal. Die redaktionelle Vorstellung und der Verweis auf meinen Blog freuen mich sehr.
Im Text habe ich kleinere redaktionelle Unschärfen zur Familie Kychenthal (Flucht mit "Söhnen und Enkeln" nach Chile, bzw. Angabe von Valparaiso als heutigem Wohnnort von Hans Kychenthal) gefunden. Im Radio würde man sagen, das "versendet sich...".
Um es kurz richtig zu stellen: Hans ist zu seinem Leidwesen immer Einzelkind geblieben und er wohnt seit vielen Jahren in Santiago de Chile.
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Hier gibt es die März-Ausgabe 2017 als PDF zum Runterladen auf der Website von SCHWERINlive. |
Im Text habe ich kleinere redaktionelle Unschärfen zur Familie Kychenthal (Flucht mit "Söhnen und Enkeln" nach Chile, bzw. Angabe von Valparaiso als heutigem Wohnnort von Hans Kychenthal) gefunden. Im Radio würde man sagen, das "versendet sich...".
Um es kurz richtig zu stellen: Hans ist zu seinem Leidwesen immer Einzelkind geblieben und er wohnt seit vielen Jahren in Santiago de Chile.
Samstag, 31. Dezember 2016
Hans Kychenthal im Buch "Memoria Viva"
Im gerade in Chile erschienenen Buch "Memoria Viva" wird auch die Geschichte der Familie Kychenthal erzählt. Das Foto hier stammt aus dem Buch; das Projekt wird auf dieser chilenischen Website vorgestellt:
http://artepopular.cl/2016/11/23/memoria-viva-libro-que-narra-las-historias-de-refugiados-y-sobrevivientes-de-la-shoa-en-chile/
Kurz vor Weihnachten schrieb mir Hans Kychenthal dazu diese Zeilen:
"The photo is one that shows me overlooking and sorting documents (...), it was published in a book called “ Memoria Viva “ - Live Memory - it tells the story of the survivors, many of them of concentration camps and their recilation, it is shocking to see how quickly this generation will no longer be able to tell their histories. This book will be sent to universities and schools over Chile. I had no idea that I would be mentioned, I never felt a survivor but looking back surly many acts of my live I have acted a one.
This year, Christmas and Januka fall the same day, a moon calendar curiosity, so we, together with our families will celebrate and ask for peace the same night, and drink a cup of champagne, a few days later for the best of a new year in heath and prosperity!"
Ganz diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes Jahr 2017!
http://artepopular.cl/2016/11/23/memoria-viva-libro-que-narra-las-historias-de-refugiados-y-sobrevivientes-de-la-shoa-en-chile/
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Hans Kychenthal im Buch "Memoria Viva" Foto:artepopular |
Kurz vor Weihnachten schrieb mir Hans Kychenthal dazu diese Zeilen:
"The photo is one that shows me overlooking and sorting documents (...), it was published in a book called “ Memoria Viva “ - Live Memory - it tells the story of the survivors, many of them of concentration camps and their recilation, it is shocking to see how quickly this generation will no longer be able to tell their histories. This book will be sent to universities and schools over Chile. I had no idea that I would be mentioned, I never felt a survivor but looking back surly many acts of my live I have acted a one.
This year, Christmas and Januka fall the same day, a moon calendar curiosity, so we, together with our families will celebrate and ask for peace the same night, and drink a cup of champagne, a few days later for the best of a new year in heath and prosperity!"
Ganz diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes Jahr 2017!
Mittwoch, 9. November 2016
Gedenken an die Pogromnacht in Schwerin
Mehr als 200 Schweriner Bürgerinnen und Bürger haben heute an die Pogromnacht in Schwerin im Jahr 1938 erinnert. In seiner Ansprache erinnerte der ehemalige Landesrabbiner William Wolff an das damalige Unrecht. Inzwischen gebe es aber eine überwältigende Mehrheit in Deutschland, die für eine demokratische und offene Gesellschaft eintrete. Das heutige Deutschland sei im Umgang mit Flüchtlingen "inzwischen ein Vorbild für andere in Europa geworden", so Wolff.
In der Pogromnacht wurde 1938 auch das Kaufhaus Kychenthal verwüstet. Die Geschäftsinhaber Louis, Ludwig und Willy wurden in "Schutzhaft" genommen. Während der Haft wurden sie gezwungen, dem Verkaufsvertrag für das Kaufhaus zuzustimmen. Da die Synagoge am Schweriner Schlachtermarkt aus Gefahr für angrenzende Gebäude nicht angezündet werden konnte, wurden Mitglieder der jüdischen Gemeinde gezwungen das Gebäude selbst abzutragen.
Die Gedenkveranstaltung in Schwerin findet seit vielen Jahren regelmäßig am 9. November statt. Sie wird von Schweriner Bürgern gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde organisiert.
In der Pogromnacht wurde 1938 auch das Kaufhaus Kychenthal verwüstet. Die Geschäftsinhaber Louis, Ludwig und Willy wurden in "Schutzhaft" genommen. Während der Haft wurden sie gezwungen, dem Verkaufsvertrag für das Kaufhaus zuzustimmen. Da die Synagoge am Schweriner Schlachtermarkt aus Gefahr für angrenzende Gebäude nicht angezündet werden konnte, wurden Mitglieder der jüdischen Gemeinde gezwungen das Gebäude selbst abzutragen.
Gedenkveranstaltung vor der Synagoge auf dem Schweriner Schlachtermarkt am 9.11.2016. Foto: Baerens |
Die Gedenkveranstaltung in Schwerin findet seit vielen Jahren regelmäßig am 9. November statt. Sie wird von Schweriner Bürgern gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde organisiert.
Montag, 29. Februar 2016
Tolle Internetseite: www.juden-in-mecklenburg.de
Wer sich für die Geschichte der Juden in Schwerin interessiert, der kann auf der Internetseite www.juden-in-mecklenburg.de zahlreiche interessante Informationen finden. Die Website beschäftigt sich mit der Geschichte der Juden des historischen Mecklenburgs, also der ehemaligen Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz und des später daraus gebildeten Landes
Mecklenburg.
Ziel der Initiatoren der Internetseite (Sylvia Ulmer und Jürgen Gramenz) ist eine möglichst vollständige Rekonstruktion des vernichteten jüdischen Teils der Mecklenburger Historie. Es geht ihnen um die Darstellung des Lebens der ehemaligen jüdischen Bevölkerung Mecklenburgs sowie "ihrer Geschichte und Persönlichkeiten, ihrer kulturhistorischen Hinterlassenschaften, Verwandtschaftbeziehungen, Errungenschaften und Leistungen, damit diese nicht vergessen sind."
Ein tolles Internetprojekt. Es beschreibt sehr gut das kulturelle und soziale Umfeld in dem die Familie Kychenthal in Schwerin gelebt hat.
Ziel der Initiatoren der Internetseite (Sylvia Ulmer und Jürgen Gramenz) ist eine möglichst vollständige Rekonstruktion des vernichteten jüdischen Teils der Mecklenburger Historie. Es geht ihnen um die Darstellung des Lebens der ehemaligen jüdischen Bevölkerung Mecklenburgs sowie "ihrer Geschichte und Persönlichkeiten, ihrer kulturhistorischen Hinterlassenschaften, Verwandtschaftbeziehungen, Errungenschaften und Leistungen, damit diese nicht vergessen sind."
Ein tolles Internetprojekt. Es beschreibt sehr gut das kulturelle und soziale Umfeld in dem die Familie Kychenthal in Schwerin gelebt hat.
Samstag, 9. Januar 2016
Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag!
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Hans vor dem Museum in Schwerin (1939) |
Heute wird Hans Kychenthal 80 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch nach Chile! Hans wurde am 9. Januar 1936 in Hamburg geboren, sehr wahrscheinlich im Israelitischen Krankenhaus. Eine Geburt in einem Krankenhaus in Schwerin war für seine Eltern nicht mehr möglich, eine Hausgeburt keine Option.Im Oktober 1939 mussten Annemarie und Ludwig Kychenthal mit ihrem Sohn Hans Schwerin verlassen. Mit viel Glück gelang der Familie die Ausreise über Genua (Italien) mit dem Passagierschiff "Conte Grande". Es war eines der letzten Schiffe, die Europa nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges noch mit jüdischen Flüchtlingen verlassen konnten. Gute Freunde und Verwandte aus der Schweiz und den Niederlanden hatten der Familie ein Visum für Chile organisiert.
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Hans vor dem Museum in Schwerin (2014) |
Im Januar 2014 kam Hans für die Dreharbeiten der NDR-Fernsehdokumentation "Kychenthals Rückkehr" nach Schwerin. Ich habe ihn damals um ein Foto vor dem Schweriner Museum auf dem Alten Garten gebeten. Hier wurde er von seinen Eltern im Jahr seiner Ausreise letztmals in Schwerin fotografiert.
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