Dienstag, 9. November 2021

9. November - mehr als 250 Menschen aus Schwerin erinnern sich

Alle Jahre wieder, weil es wichtig ist... Es ist schön zu sehen, dass in Schwerin zahlreiche Menschen den 9. November 1938 nicht vergessen haben. Auch am Marktplatz stand ohne mein Zutun eine Kerze vor dem ehemaligen Eingang des Kaufhauses Kychenthal. Ich danke allen Beteiligten!

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Herbsttagung zur jüdischen Geschichte in Schwerin

Die Herbsttagung des Museumsverbandes MV fand am 24. Oktober in Schwerin statt. Forschungs- und Ausstellungsprojekte über jüdisches Leben im Land wurden hier vorgestellt. Ein Bericht im Lokal-Fernsehen (TV Schwerin) fasst die Veranstaltung ganz gut zusammen. Bei seinem Standrundgang mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung blieb auch das Kaufhaus der Familie Kychenthal am Schweriner Marktplatz nicht unerwähnt. Dr. Jakob Schwichtenberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter und zuständig für die Sammlung zur Stadtgeschichte in Schwerin, zeigte bei seiner Führung verschiedene Orte jüdischen Lebens in der Innenstadt.

Hier der Link zum Filmbericht.

Samstag, 20. Februar 2021

Landeszentrale für politische Bildung berichtet zu Kychenthals

Ich freue mich immer, wenn auch außerhalb dieser Internetseite über die Geschichte der Familie Kychenthal berichtet wird. Erst jetzt habe ich gemerkt, dass auch die Landeszentrale für politische Bildung in Mecklenburg-Vorpommern das Thema aufgegriffen hat. 

Auf ihrer Seite politik-mv.de berichtet sie über die Reichspogromnacht 1938 in Mecklenburg und die Ereignisse im Kaufhaus Kychenthal in Schwerin. 

Hier ist der Beitrag zu finden.

Mittwoch, 27. Januar 2021

Digitales Gedenken in Schwerin

Die Landeshauptstadt Schwerin gedenkt heute am 27. Januar 2021 mit einem 12-minütigen Video der Opfer des Nationalsozialismus. Stadtpräsident Sebastian Ehlers und Oberbürgermeister Rico Badenschier beziehen klar Stellung, das finde ich gut. 


Auch das von der Künstlerin Dörte Michaelis geschaffene Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie auf dem Gelände der Schweriner Helios-Kliniken ist im Video zu sehen. „Es erinnert an Menschen, die nach nationalsozialistischen Maßstäben nicht normal genug waren und deshalb getötet wurden“, sagt Badenschier.

Zwischen 1939 und 1945 wurden Patienten aus ganz Mecklenburg nach Schwerin gebracht und teilweise ermordet. Hier stellten die Ärzte auch die Transporte zur berüchtigten Tötungsanstalt in Bernburg zusammen. Selbst nach dem Ende der sogenannten Aktion T4 ging das Morden auf dem Sachsenberg weiter. Mindestens 1.900 Menschen fielen der NS-„Euthanasie“ zum Opfer. Darunter viele Kinder.

Wer dies im Detail nachlesen möchte, dem kann ich das Buch "Die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg-Lewenberg 1939–1945" (ISBN 978-3-9816439-4-7) empfehlen. Das ist ohne Frage keine leichte Lektüre, jedoch sehr gut recherchiert und eine wichtige Erinnerung.

Eine Verbindung zur Familie Kychenthal gibt es auch in der Geschichte der Klinik, diese ist allerdings wirklich schon eine Weile her. Otto Kychenthal (1777-1849) wurde 1829 zum ersten Wirtschaftsleiter und Hausverwalter der "Irren-Heilanstalt Sachsenberg" (heute "Carl-Friedrich-Flemming-Klinik") berufen. Gründungsdirektor war damals Carl Friedrich Flemming. Die Klinik war zu diesem Zeitpunkt eine der modernsten Einrichtungen ihrer Art im deutschsprachigen Raum. 

Mehr Infos zur heutigen digitalen Gedenkveranstaltung gibt es hier auf der Internetseite der Stadt Schwerin.

Samstag, 9. Januar 2021

Ein Jahr später

Heute vor einem Jahr ist Hans Kychenthal am frühen Morgen seines 84. Geburtstages in Santiago de Chile gestorben. Eigentlich wollte ich jetzt Anfang 2021 zur Aufstellung seines Grabsteins nach Chile fliegen. Das geht ja leider nicht. 

Ich bin ihm und seiner Familie immer noch sehr dankbar für viele intensive Gespräche über Geschichte, Trauer und Versöhnung. In diesem kurzen Film erzählt Hans für die Organisation "Memoria Viva" seine Geschichte - jedoch auf Spanisch.

 Unter diesem Link gibt es dazu auch englische Untertitel: https://vimeo.com/395253332


Donnerstag, 12. November 2020

Jetzt in Rostock gefunden: Kleiderbügel des Kaufhauses Kychenthal

 

Per E-Mail erreichte mich kürzlich dieses Foto. Durch meinem Zeitungsartikel (Januar 2020) erinnerte sich Rolf Dieter T. aus Rostock an einen Kleiderbügel in seinem Schrank. Er schrieb u.a.: 

"Als ich im Januar in der NNN den Artikel über die Kychenthals las, fiel mir sofort ein: Da hast du doch mal etwas gesehen. Suche also! Und so ist es auch, im Nachlass meiner 2013 verstorbenen Mutter (Geburtsname "Aben") fand sich ein Kychenthal-Bügel, den sie immer in Ehren gehalten hat. Er stammt von ihrer 1960 verstorbenen Großmutter, welche irgeneinen Bezug zum Kaufhaus Kychenthal gehabt haben muss. Auch ich habe ihn aus irgend einem Grunde immer behalten, sogar genutzt. Warum? Irgend etwas in mir sagte, der hat eine Geschichte. Ich selbst bin 1954 in Schwerin geboren worden, meine Mutter ist dort 1933 zur Welt gekommen. Ein Bezug zu Schwerin besteht also. (...) Kann der Bügel Ihnen in irgend einer Weise weiterhelfen? Haben die Kychenthal-Erben Interesse daran?"

Wir haben inzwischen zur weiteren Verwendung des Kleiderbügels telefoniert. Er wird von Rostock zunächst zu mir nach Schwerin gebracht. Und wenn es hier in Schwerin wieder einmal Besuch aus Chile gibt, dann wird der Kleiderbügel an Familie Kychenthal übergeben. 

Falls noch mehr solcher Kleiderbügel in den Schränken in Norddeutschand hängen, bitte einfach bei mir melden!


Montag, 9. November 2020

Der 9. November mit Kerze am Fenster

Schon vor einigen Tagen wurde die für heute geplante Schweriner Mahn- und Gedenkstunde an die Pogromnacht abgesagt. Der Arbeitskreis „9. November 1938“ hat angesichts zunehmender Infektionszahlen und Corona- Auflagen für Veranstaltungen auf das öffentliche Gedenken auf dem Schweriner Schlachtermarkt verzichtet. Diese Absage solle aber nicht als ein Verzicht des Gedenkens verstanden werden.

Statt der traditionellen öffentlichen Gedenkstunde haben die Veranstalter die Schweriner und Schwerinerinnen heute ab 18 Uhr gebeten, als Zeichen gegen Antisemitismus und zum Gedenken an die Opfer Kerzen in die Fenster zu stellen.

Meine Kerze steht hier.

Freitag, 10. Juli 2020

Seine Lebensfreude bleibt

Ich habe Rabbi William Wolff in den letzten Jahren immer wieder persönlich in Schwerin erleben dürfen. Das war mir immer eine große Freude. Er jetzt am 8. Juli 2020 mit 93 Jahren in London gestorben. Das ist ein großer Verlust für alle die ihn kannten und schätzten.



Ich erinnere mich noch gut an ein Treffen mit ihm im März 2013. Kurz vor meiner Abreise nach Chile sprach er mir spontan einen persönlichen Gruß für Familie Kychenthal in die Fotokamera. Danach machte ich dieses Foto von ihm. Sein verschmitztes Lächeln und seine Freude so unkonventionell kommunizieren zu können - beides ist mir bis heute in guter Erinnerung.



Als wir dann im Januar 2014 für den NDR-Film "Kychenthals Rückkehr" in Schwerin drehten, zeigte er Hans Kychenthal die Synagoge in Schwerin. Die Bilder davon waren dann aber in der Endfassung des Films doch nicht mehr dabei. Dafür fand ich jetzt noch dieses Foto von den Dreharbeiten von Rabbi Wolff und Hans Kychenthal. 






Noch bis zum 19. Juli 2020 liegt jetzt im Rathausfoyer in Schwerin das Kondolenzbuch für William Wolff aus. Heute Nachmittag fand in Schwerin eine Gedenkandacht für ihn statt. Ich war in Gedanken dabei.

Montag, 27. April 2020

Erinnerung an Hans Kychenthal per Video durch seine Tochter Marianne

Am 21. April hat Hans Kychenthals Tochter Marianne mit einem besonderen Video an ihren Vater und die Geschichte ihrer Familie erinnert. Dieser Tag ist in 2020 der jüdische Gedenktag Jom haScho’a (Yom Hashoah), der „Tag des Gedenkens an Holocaust und Heldentum“. Hans Kychenthal hatte 2016 für das in Chile erschienene Buch "Memoria Viva" die  Geschichte seiner Familie erzählt. Im Video liest Marianne einige Zeilen aus dem Buch und erinnert an ihren Vater. Sie sitzt dabei zwischen ganz besonderen Koffern. Mit diesen flüchteten 1939 ihre Großeltern und der damals dreijährige Hans Kychenthal von Schwerin nach Chile. Die Koffer stehen bis heute im Lager der Firma "Kychenthal" in Santiago de Chile.

Samstag, 18. Januar 2020

Gedenken für Hans in Schwerin

Die jüdische Gemeinde in Schwerin hat heute bei ihrem Gottesdienst zum Schabbat in einem Gebet dem Tod von Hans Kychenthal gedacht. Dafür bin ich Landesrabbiner Yuriy Kadnykov sehr dankbar, ebenso wie für die persönliche Einladung in die Synagoge. Zusammen mit Sabine Klemm von der Schweriner Stolperstein-Initiative war ich heute dort. Wir konnten den Gottesdienst besuchen und waren danach noch in das Gemeindezentrum eingeladen.